Wochenspiegel
23.02.2005 von Ralph Hergödt
Gespenster, Primeln und "alte Werte"
Würschnitztalschule: Projekt "Demokratie
lernen" wird mit Leben erfüllt
In der Würschnitztalschule ist immer
was los. Das Besondere daran: Norbert Chmiel, der Leiter
dieser Bildungseinrichtung, legt besonderen Wert darauf,
dass seine Schüler nicht nur Spaß am Lernen haben,
sondern auch richtig etwas für´s Leben mitbekommen. Ganz
unter diesem Aspekt stehen die Veranstaltungen dieser
Mittelschule.
So hatte sich die Einrichtung erst vor wenigen Wochen zum
"Tag der offenen Tür" nicht nur auf die
"übliche" Weise präsentiert - sondern da
gab´s sogar einen Hauch von Abenteuer. Die Mädchen und
Jungen sollten ihre Schule einfach mal aus einem anderen
Blickwinkel sehen: Gelegenheit dazu war bei der
Präsentation der Ergebnisse aus dem fächerverbindenden
Unterricht "Es war einmal...".
Da konnte im Licht von Taschenlampen Burg-Nachbildungen
oder Skelette bestaunt werden, gab´s Biologie mit
Heuschrecken und anderen Getier in der Dunkelheit.
Ertasten konnten die Schüler auch, was sich so für
Gegenstände in einem Sack befanden. Doch die
"gespenstische Nacht" in der Schule ist bereits
Vergangenheit, inzwischen hat man längst wieder ans
Tageslicht und in die Realität zurückgefunden - und kann
hier Beachtenswertes beleuchten lassen: 666 Euro haben die
Jugendlichen als Spende für die Opfer der Flutkatastrophe
in Südostasien aufgebracht. Kürzlich wurde dazu ein
symbolischer Scheck an die Geschäftsführerin des
Diakonischen Werkes Stollberg, Rita Meisel, übergeben.
Das Geld solle, so Meisel, direkt an die Katastrophenhilfe
Sachsen weitergeleitet werden und dem Projekt "Hilfe
für Indonesien" zugute kommen.
Im Visier haben die Schüler der Würschnitztalschule
dabei zwei Grundschulen in diesem Land, welche aufgebaut
werden solle, das Frühwarnsystem zu Umweltkatastrophen
beziehungsweise die Trinkwasserversorgung vor Ort. Und
damit die Spenden nicht in anonyme Kanäle versickert,
wollen die Niederwürschnitzer dran bleiben und über die
Verwendung des Geldes demnächst informieren.
In Sachen Beziehungen zwischen den Kulturen ist man an der
Würschnitztalschule generell nicht faul: Zum Projekt
"Interkultureller Tag" wurden kürzlich
Studenten der Chemnitzer Universität, die aus
verschiedenen Kulturkreisen stammen, eingeladen. Dabei
ging es an einem Wochenende an insgesamt 20 Stationen
richtig bunt zu. Die Gäste präsentierten Spezialitäten
ihrer Heimat- landestypische Speisen, Tanzvorführungen,
Kampfsporteinlagen, farbenfrohe Handarbeiten und Spiele.
Als Dankeschön erhielten die Studiosi zum Abschluss
Blumentöpfe mit Primeln von den Würschnitztal-Schülern.
Beratungslehrerin Ingrid Freitag informiert zum
Hintergrund der Aktion: "Unsere Schule ist zum
´Projekt Demokratie lernen und leben´ der
Bund-Länder-Komission als eine der wenigen Schulen in
Sachsen ausgewählt worden." Das erfülle man jetzt
mit Leben. Es gehe schließlich darum, Distanz und
Vorurteile abzubauen und fremde Kulturen wirklich kennen
zu lernen.
Schulleiter Chmiel plant schon ein nächstes Vorhaben. Im
April soll an der Würschnitztalschule ein
Lehrer-Eltern-Konferenz stattfinden, die sich einer
generellen Wertediskussion widmet. Norbert Chmiel:
"Wir wollen herausfinden, was unsere Schüler
wirklich für Wertevorstellungen haben und ob es auch die
sind, welche wir als Erwachsene vertreten!" Das Thema
hat er selbst in die Waagschale geworfen. Denn:
"Viele Firmen legen bei ihrer Personalauswahl
heutzutage Wert darauf, dass ´alte´ Tugenden wieder das
Betriebsklima bestimmen", fügt der Schulleiter
hinzu.